Der Fachkräftemangel 2026 in Zahlen – und was das für Ihr Recruiting bedeutet
- Hans-Jürgen Waider
- vor 1 Tag
- 3 Min. Lesezeit
Ein Beitrag von Hans-Jürgen Waider | WAIDER Consulting

Einleitung: Zwischen Schlagwort und Realität
„Fachkräftemangel“ – ein Begriff, den man seit Jahren in Medien, Wirtschaft und Politik hört. Für die einen eine Ausrede, für die anderen eine existenzielle Herausforderung. Doch was verbirgt sich wirklich dahinter? Und vor allem: Was bedeutet das für Unternehmen, die auch in Zukunft qualifizierte Mitarbeitende gewinnen wollen?
Bei WAIDER Consulting beobachten wir seit Jahren die Entwicklung am Arbeitsmarkt genau – nicht nur aus der Distanz, sondern direkt in der Zusammenarbeit mit mittelständischen Unternehmen, Führungskräften und Kandidaten.
In diesem Beitrag analysieren wir die wichtigsten Zahlen zum Fachkräftemangel in Deutschland – und zeigen Ihnen, welche konkreten Schritte Sie im Recruiting 2026 unternehmen sollten, um handlungsfähig zu bleiben.
1. Der Fachkräftemangel 2026 in Zahlen: Ein Lagebild
Die Datenlage ist klarer denn je: Der Arbeitsmarkt hat sich strukturell verändert – langfristig, nicht nur konjunkturell.
Hier einige zentrale Kennzahlen zum Fachkräftemangel 2026, die das verdeutlichen:
Kennzahl | Stand (2025/2026) | Quelle |
Offene Stellen gesamt | ca. 1,8 Millionen | Bundesagentur für Arbeit |
Ø Vakanzzeit über alle Berufe | 127 Tage | IAB-Betriebspanel |
Anteil der Stellen, die länger als 6 Monate unbesetzt bleiben | 24 % | IW Köln |
Top 5 Mangelbranchen | Pflege, Handwerk, Bildung, IT, Bau | Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung |
Prognostizierter Rückgang der Erwerbstätigen bis 2030 | -3,9 Millionen | Statistisches Bundesamt |
Diese Zahlen zeigen: Der Engpass ist strukturell – und wird sich weiter verschärfen, selbst wenn Konjunktur oder Technologie kurzfristig für Entlastung sorgen sollten.
2. Was der Mangel in der Praxis bedeutet
Für viele Unternehmen heißt das heute bereits:
Langwierige Besetzungsprozesse
Steigende Belastung der bestehenden Teams
Erhöhte Fluktuation durch Überlastung
Wachstumsbremse durch fehlendes Personal
Noch gravierender: Kandidaten sind oft schneller vom Markt verschwunden, als ein klassischer Entscheidungsprozess zulässt. Wer heute auf ein Bewerberfeld wie vor fünf Jahren hofft, wird enttäuscht – und im schlimmsten Fall handlungsunfähig.
3. Drei Denkfehler, die viele Unternehmen noch machen
1. „Es bewerben sich einfach keine Guten mehr“
Stimmt nicht ganz – es bewirbt sich nur niemand mehr auf klassische Art. Die Wechselbereitschaft ist da, aber oft latenter Natur.
2. „Die Anforderungen müssen einfach hoch sein – wir wollen Qualität“
Natürlich. Aber stellen Sie sich die Frage: Sind Ihre Wunschkandidaten überhaupt realistisch verfügbar? Oder suchen Sie das Einhorn?
3. „Wir haben doch überall Anzeigen geschaltet – warum meldet sich niemand?“
Der Streuverlust ist hoch. Entscheidend ist nicht wo Sie schalten, sondern wie Sie formulieren und wen Sie ansprechen.
4. Was Sie konkret tun können – 5 strategische Handlungsfelder
Stellenanzeigen neu denken
Vergessen Sie Standardformulierungen. Eine gute Stellenanzeige ist kein interner Anforderungskatalog, sondern ein externer Wirktext.
Sie sollte:
Aufgaben klar und ehrlich beschreiben
Mehrwert für den Kandidaten deutlich machen
in Sprache, Tonalität und Design zur Zielgruppe passen
in unter 90 Sekunden erfassbar sein
Entscheidungsprozesse beschleunigen
Die besten Kandidaten sind schneller weg, als Ihr Gremium tagen kann.
Reduzieren Sie Ihre Bewerbungsprozesse auf das Notwendige:
Maximal 2 Interviewrunden
Feedback innerhalb von 48 Stunden
klare Ansprechpartner und transparente Abläufe
Zielgruppen verstehen und gezielt ansprechen
Wo halten sich Ihre Wunschkandidaten auf?
Was motiviert sie – Sicherheit, Sinn, Flexibilität?
Welche Sprache sprechen sie – fachlich, wertorientiert, direkt?
Alternative Zielgruppen aktiv einbinden
Quereinsteiger, Rückkehrer, ältere Fachkräfte – all das sind wertvolle Ressourcen, wenn Sie offen dafür sind.
Entscheidend ist nicht der perfekte CV, sondern das Potenzial zur Entwicklung und die kulturelle Passung.
Employer Branding ernst nehmen – aber ehrlich bleiben
Es bringt nichts, sich als coolster Arbeitgeber der Region zu inszenieren, wenn die Realität anders aussieht. Starke Arbeitgebermarken sind klar, konsistent und glaubwürdig – auch (und gerade) für Menschen, die nicht auf Instagram unterwegs sind.
5. Der demografische Faktor – warum es nicht wieder besser wird
Der Fachkräftemangel ist kein temporärer Engpass – sondern die Folge eines langfristigen demografischen Trends:
Die geburtenstarken Jahrgänge verlassen den Arbeitsmarkt
Gleichzeitig kommen zu wenig junge Menschen nach
Viele Berufe (Pflege, Handwerk, Erziehung) gelten bei jungen Menschen als „unattraktiv“
Akademisierung hat klassische Fachkräfteberufe geschwächt
Hinzu kommen:
Technologischer Wandel
Neue Anforderungen an Sinn, Führung und Work-Life-Balance
Zunehmende Spezialisierung
Fazit:
Wer in den nächsten 5 Jahren nicht umdenkt, wird im Wettbewerb um Talente dauerhaft verlieren.
Der Fachkräftemangel ist real – aber lösbar.
Vorausgesetzt, Sie agieren nicht mehr reaktiv, sondern strategisch.
Es geht nicht darum, mehr zu tun – sondern das Richtige.
Moderne Recruiting-Strategien beruhen auf Klarheit, Zielgruppenverständnis und der Fähigkeit, Entscheidungen schneller und konsequenter zu treffen.
Denn der Wettbewerb um Talente ist längst da – und er kennt kein „vielleicht später“.
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